Im Zementwerk Lengfurt (Bayern) wird die klimafreundliche Zementproduktion Realität. Dort startet der Bau einer Anlage für Kohlendioxidabscheidung und -verflüssigung. Das Projekt wird über das vom KEI betreute Förderprogramm unterstützt.
Der erste Spatenstich für die weltweit erste großtechnische Carbon Capture-Anlage in der Zementindustrie erfolgte am 19. Juni 2024 im Beisein von Vertreter*innen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), der Landes- und Regionalpolitik sowie der Geschäftsleitungen von Heidelberg Materials und Linde. Der Zementhersteller und der Gase-Anbieter bauen gemeinsam die hochmoderne Anlage zur Kohlendioxidabscheidung und -verflüssigung, um eine spürbare Minderung klimaschädlicher Treibhausgasemissionen ihrer Branche zu demonstrieren.
Nutzung des CO₂ für die Lebensmittelindustrie
Unter dem Namen „Capture2Use“ (Cap2U) haben die Partner ein Joint Venture zum Bau der CO2‐Abscheide‐ und Aufbereitungsanlage gegründet, die 2025 in Betrieb gehen soll. Diese ermöglicht eine Weiterverwertung des abgeschiedenen Kohlendioxids aus der Zementproduktion als wertvollen Rohstoff für industrielle Anwendungen. Das aufbereitete Gas kann dank seiner Reinheit sowohl in der Chemie‐ als auch in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden, beispielsweise als Kohlensäure in Mineralwasser.
Die geplante Menge an gereinigtem und verflüssigtem CO2 beträgt rund 70.000 Tonnen pro Jahr. Auf Basis einer speziell für Rauchgase entwickelten Aminwäsche wird das Kohlendioxid direkt aus einem Teil des Abgasstroms des Zementklinkerofens abgetrennt. Anlagen zur Reinigung und Verflüssigung, Tanks für die Zwischenlagerung des Produkts sowie Verladeeinrichtungen gehören ebenfalls zum Projektumfang.
Technologie auf weitere Branchen übertragbar
Das Vorhaben wird über das BMWK-Förderprogramm „Dekarbonisierung in der Industrie“ unterstützt, das vom Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien betreut wird. Um die nachhaltige Aminwäsche-Technologie erstmals im industriellen Maßstab am Zementwerk im bayrischen Lengfurt zu demonstrieren, hatten die Unternehmen eine Zuwendung in Höhe von rund 14,9 Millionen Euro erhalten.
Die Nutzung von abgeschiedenem CO2 aus der Zementklinkerproduktion für die Lebensmittelmittelbranche wurde bisher nur im Labormaßstab erprobt. Das Projekt soll die erforderliche hundertprozentige Reinheit im großtechnischen Maßstab sowie die flächendeckende Anwendbarkeit in der Zementindustrie beweisen. Die Technologie ist zudem auf weitere energieintensive Industriebranchen übertragbar und könnte beispielsweise auch in Chemieanlagen, der Stahl- oder Glasindustrie genutzt werden.