In der dritten Ausgabe des KEI Podiums diskutierten mehr als 250 Teilnehmende zum Thema „Carbon Management: Wege, Chancen und Perspektiven“ digital und in Berlin.
Im Fokus: Kohlenstoff als Rohstoff, CO₂-Märkte und die Akzeptanz von CCUS-Technologien
Neben kurzen Inputvorträgen rund um CO2-Emissionen sowie Carbon Capture Use and Storage (CCUS) standen beim KEI Podium am 28. September 2023 der intensive Austausch und branchenübergreifende Diskussionen im Vordergrund. Dr. Ulrich Fahl (IER Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung, Universität Stuttgart) betonte in seiner Keyote zunächst das Zusammenspiel von Vermeidung, Substituierung und Entnahme von CO2 zur Erreichung der Klimaziele im Jahr 2045. CCUS-Technologien seien zwar nicht die primäre Lösung, jedoch ein wichtiges Instrument auf dem Weg zur Klimaneutralität. Hendrik Schuldt (carboneer) ging im Anschluss auf die Chancen und Herausforderungen eines Marktes für CO2 ein. Er machte deutlich, dass für CCUS und Carbon Dioxide Removal (CDR) Technologien Qualitätskriterien definiert werden müssen, um den Markt transparenter zu machen und die Preisbildung zu vereinfachen. Dr. Elisabeth Dütschke (Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI) fokussierte sich in ihrem Input auf die gesellschaftliche Beteiligung an CCUS-Projekten. Während es in anderen europäischen Ländern bereits eine aktive Auseinandersetzung mit der Technologie und damit einhergehend eine höhere Akzeptanz gäbe, sei das gesellschaftliche Bewusstsein in Deutschland noch gering.
Diskussion: "CCUS: Warum ist die Regulierung in Bezug auf fossile Energieträger notwendig?"
In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen die drei Referierenden und Dr. Steffi Ober (NABU) über eine künftige Carbon Management Strategie für Deutschland. Zentraler Punkt war hierbei das erforderliche Flexibilitätsniveau der Rahmenbedingungen und Regularien. Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass eine Carbon Management Strategie als Basis für die technologischen Innovationen dienen sollte. Im Austausch mit dem anwesenden Publikum wurde deutlich, dass diese außerdem gemeinsam mit einer Kreislaufwirtschaftsstrategie sowie weiteren CO2-Strategien entwickelt werden sollte. Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie gegenüber dem internationalen Markt müsse ebenfalls sichergestellt werden. Darüber hinaus sollten für eine bessere Akzeptanz der industriellen Transformation die Chancen und positiven Erwartungen stärker kommuniziert werden. Deutschland könne mit Referenzprojekten künftig als Pionier und Kooperationspartner wirken.
Carbon Management in den Branchen Zement, Chemie sowie im internationalen Vergleich
Die Keynotes im zweiten Teil des KEI Podiums fokussierten sich auf die praktische Umsetzung von CCUS. Dr. Georg Locher (Schwenk Zement) sprach über Carbon Management in der Zementindustrie und wies auf die erforderliche Rechtssicherheit hin. Dr. Aliaksandra Schuliakevich (VCI) gab einen Einblick zum Einsatz von CCU und CCS in der Chemieindustrie und betonte die Bedeutung von Kreislaufwirtschaft. CO2 sollte weniger als Abfall, sondern stärker als Ressource in der Wertschöpfungskette gesehen werden. Arnd Ulland (Kanadische Botschaft in Berlin) ergänzte die Inputs um die kanadische Perspektive. Als wesentlichen Unterschied benannte er die fossile Verbrennung in Verbindung mit CCUS, die anders als in der EU in Kanada nicht umstritten ist.
Diskussion: „Welche Chancen bietet Carbon Management für Unternehmen, Markt und Gesellschaft?“
Im Fokus der abschließenden Diskussion der Referierenden standen vor allem die großen Mengen Energie, die für CCUS Technologien benötigt werden. Bei der Frage, ob CCUS-Anwendungen als Brückentechnologien oder als langfristige Lösung betrachtet werden sollten, gingen die Standpunkte auseinander. Einig waren sich die Podiumsteilnehmenden bezüglich der Erwartungen der Industrie an eine Carbon Management Strategie. So seien eine langfristige Planungs- und Investitionssicherheit, Subventionen für den Bereich Forschung und Entwicklung sowie die Schaffung eines Marktes für CO2-freie Produkte erforderlich.