Mit dem Jahresbeginn 2023 ging ein ereignisreiches Jahr 2022 zu Ende. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus folgende Energiekrise haben uns sowohl bedrückt als auch viele sicher geglaubte Koordinaten der deutschen Energiepolitik verschoben. Das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) wird sich auch in diesem Jahr den Herausforderungen zur Dekarbonisierung und Industrietransformation widmen. Doch zuvor blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr 2022 zurück, das viele Veränderungen mit sich brachte.
Neue Zuständigkeiten für das KEI
Eine ganz wesentliche Änderung für das KEI war der Wechsel des Auftraggebers. Bei den Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl 2021 wurde von der neuen Regierung beschlossen, den Themenbereich Klimaschutz aus dem Bundesumweltministerium herauszulösen und in das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zu integrieren. Damit änderte sich der Auftraggeber für das KEI. Die Übergabe an das BMWK fand im März 2022 statt. Seitdem hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem zuständigen Referat „Förderprogramme Dekarbonisierung der Industrie, Klimaschutzverträge“ entwickelt. Das in der Abteilung „Industriepolitik“ angesiedelte Referat ist damit auch für das vom KEI seit 2021 administrierte Förderprogramm „Dekarbonisierung in der Industrie“ zuständig ist. Mit Vorlage des Bundeshaushaltes konnten ab Sommer vergangenen Jahres weiteren Dekarbonisierungsprojekten der energieintensiven Industrie ein Zuwendungsbescheid übergeben werden.
Geänderte Rahmenbedingungen für die Projektförderung
Eine weitere grundlegende Änderung für die Projektförderung kam durch die Europäische Kommission, die Anfang des Jahres 2022 ihre neuen Leitlinien für staatliche Klima-, Umweltschutz- und Energiebeihilfen (KUEBLL) in Kraft setzte. Diese hatten unmittelbar Einfluss auf das vom KEI betreute Förderprogramm. Denn Investitionsprojekte mit Fördersummen von mehr als 15 Millionen Euro können aktuell nicht notifiziert und daher nicht weiter geprüft werden. Für diese Großprojekte entwickelt das Bundeswirtschaftsministerium die Förderrichtlinie zur Dekarbonisierung in der Industrie weiter und plant die Förderung von großvolumigen Projekten 2023 auf ein wettbewerbliches Ausschreibungsverfahren umzustellen.
Erfolgreich geförderte Dekarbonisierungsprojekte
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 70 Projekte in unterschiedlichen Projektphasen durch das KEI bearbeitet. Fünf Projekte konnten bewilligt werden, neun Projektanträge sind in der Bearbeitung und weitere 13 Unternehmen wurden eingeladen, einen Projektantrag zu stellen. In Summe führte das Team im Vorjahr gut 200 Beratungsgespräche.
Das Cluster Dekarbonisierung der Industrie (CDI) nimmt Fahrt auf
Nach der offiziellen Gründung des CDI im November 2021 hat das Cluster und die vom KEI betriebene CDI Koordinierungsstelle im Laufe des Jahres 2022 die Arbeit aufgenommen. Die ersten beiden Innovationsgruppen zu den Themen Akzeptanz und Prozesswärme starteten mit den teilnehmenden CDI Partnern. Das Cluster wächst weiterhin kontinuierlich als branchenübergreifendes Netzwerk für die Industriedekarbonisierung. Das CDI zählte bis zum Jahresende mehr als 60 Partner. Wichtige Meilensteine waren auch der Livegang der CDI-Webseite und das erste CDI „Summer Summit“ Anfang September mit rund 50 teilnehmenden Partnern in Schwarzheide. Ein Höhepunkt war wiederum die Lausitzer Fachkonferenz – Klimaneutrale Industrie, die mit rund 370 Teilnehmenden aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zum dritten Mal in Cottbus stattfand. Darüber hinaus wurde eine Studie zur Unterfütterung der CDI Strategie beauftragt.
Neue Projekte im Think Tank
Neben der Durchführung von je einem KEI Fachforum Zement und Glas fand das zweite KEI Podium diesmal zum Thema „Akzeptanzstrategien für die Transformation in der energieintensiven Industrie“ statt. Das Handbuch „Akzeptanzstrategien in den energieintensiven Industrien – Aus der Praxis für die Praxis“ wurde inhaltlich abgeschlossen. Es vereint Fachwissen von knapp 60 Autorinnen und Autoren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden. Die Veröffentlichung wird im Frühjahr 2023 in gedruckter und digitaler Form vorliegen. Beauftragt wurde Ende 2022 zudem ein Forschungsprojekt zum Thema Flexibilisierung elektrifizierter Industrieprozesse. Die Ergebnisse werden bis Sommer 2024 vom KEI veröffentlicht.
Das Kompetenzzentrum wächst weiter
Das KEI baute seine Arbeitsfelder auch 2022 weiter aus. Dafür bedurfte es personellen Zuwachs. Zum Jahresende arbeitete im KEI ein 27-köpfiges Team verschiedenster Fachdisziplinen. Im Laufe des Jahres hielten Mitarbeitenden des KEI rund 20 Vorträge. Darüber hinaus wurde das Kompetenzzentrum Gründungsmitglied beim Lausitz Science Network e.V. Auch 2023 sind wir weiter auf der Suche nach Personen unterschiedlicher Fachrichtungen, die mit ihrem Wissen und Können die industrielle Zukunft Deutschlands mitgestalten wollen.
Unsere Arbeit wird von einem Fachbeirat begleitet. Der Vorsitz wechselte durch den Übergang zum BMWK. Der Leiter der Abteilung Industriepolitik BMWK, Bernhard Kluttig, ist nun neuer Vorsitzender des KEI-Fachbeirates. Als neues Mitglied verstärkt seit letztem Jahr der Verband „Die Papierindustrie e.V.“ den Fachbeirat.