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Förderprogramm Dekarbonisierung in der Industrie

Eine industrielle Fabrik mit Arbeitern in Schutzkleidung, die an verschiedenen Maschinen und Geräten arbeiten

PLANET 1 – Pilotwanne für die treibhausgasarme Aluminosilikatglasschmelze

Zuwendungsempfänger: Schott AG

Projekt: PLANET 1 – Forschungsarbeiten zur Erhöhung des elektrischen Beheizungsanteils auf > 60 % für Aluminosilikatgläser

Branche: Glasindustrie

Projektart: Industrielle Forschung

CO2-Einsparpotenzial: Bis zu 60 Prozent weniger Treibhausgasemissionen

Laufzeit

laufend

01.01.2022 bis 30.06.2024

Verortung

Mainz – Rheinland-Pfalz

Fördervolumen

3.722.209,36 €

Wie kann die energieintensive Glasindustrie bis 2045 treibhausgasneutral werden? Dieser Frage geht die Schott AG als einer der weltweit führenden Anbieter von Spezialglas nach. Im Forschungsprojekt „PLANET 1“ entwickelt der Technologiekonzern eine erste Pilotanlage zur weitgehend CO2-freien Herstellung von Aluminosilikatglas.

Die Mission: CO₂-Senke für hochwertige Spezialglasprodukte

Die Glasindustrie gehört zu den energieintensivsten Industriebranchen in Deutschland. Damit steht sie auf dem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2045 vor enormen Herausforderungen. Beim Herstellen von Aluminosilikatglas, das sich aufgrund eines Alkaligehalts von über zehn Prozent durch eine überragende Bruchfestigkeit auszeichnet, entsteht der größte Anteil des Energiebedarfs während des Schmelzprozesses. In feuerfesten Wannen werden die Glasrohstoffe bei Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius aufgeschmolzen. Die Schott AG stellt in zahlreichen Schmelzwannen hochwertige Spezialgläser für technische Anwendungen her ─ wie etwa für Kochfelder im Haushalt, die Fassadenbekleidung von Gebäuden oder Spiegel von Weltraumsatelliten. Die Wannen werden bisher hauptsächlich mit den fossilen Energieträgern Erdgas und Heizöl befeuert. Dabei werden große Mengen Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Die deutsche Glasindustrie hat im Jahr 2020 CO2-Emissionen von rund 3,9 Millionen Tonnen verursacht.

Damit die Glasbranche diese Treibhausgasemissionen künftig vermeidet, müssen die zentralen Prozessschritte der Glasherstellung, insbesondere die Einschmelzung, elektrifiziert werden. Das bedeutet: Die bisher genutzten fossilen Brennstoffe werden so weit wie möglich durch erneuerbaren Strom ersetzt. Wo keine direkte Elektrifizierung möglich ist, werden synthetische Gase auf Basis von Grünstrom zum Einsatz kommen. Die besondere Herausforderung ist es bei dieser Transformation die sehr hohen Ansprüche an die Qualität von Spezialgläsern zu erfüllen. So sind Verfärbungen und Verunreinigungen des Werkstoffs unbedingt zu vermeiden. Bislang können in der komplexen Produktion aufgrund der hohen Qualitätsanforderungen an Aluminosilikatglas noch keine elektrisch beheizbaren Schmelzwannen eingesetzt werden.

Die Innovation: Elektrifizierung des Schmelzprozesses

Die Schott AG forscht im Zeitraum von zweieinhalb Jahren an einer Pilotanlage zur CO2-armen Aluminosilikatglasschmelze. Im insgesamt rund 7,44 Millionen Euro umfassenden Projekt „PLANET 1“ wird dafür eine überwiegend elektrisch beheizte Schmelzwanne entwickelt. Die Forschungsarbeit wird am Unternehmensstandort in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz geleistet. Der bislang mit Erdgas betriebene Einschmelzprozess bei Aluminosilikatglas soll damit in Zukunft zu mehr als 60 Prozent durch klimafreundlichen Grünstrom erfolgen. In Versuchen unter Laborbedingungen sollen zentrale Größen und Parameter zur Auslegung konzipiert und eingesetzte Materialien der neuartigen Schmelzwanne getestet werden.

Durch ein Umstellen auf dieses klimafreundliche Verfahren könnten rund 60 Prozent der CO2-Emissionen gegenüber der heute üblichen Aluminosilikatglasschmelze eingespart werden. Wird in Zukunft zudem grüner Wasserstoff als Brennstoff eingesetzt, liegt das Einsparpotential bei 95 Prozent.

Portraitfoto Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender des Vorstandes der SCHOTT AG
Unsere Vision ist Glas rein mit elektrischer Energie zu erschmelzen. Hierzu bedarf es allerdings aufwendiger Forschungs- und Entwicklungsarbeit, um den hochkomplexen Glasschmelzprozess besser zu verstehen.
Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender des Vorstandes der SCHOTT AG

Die Chance: Wegweisende Technologie für gesamte Glasindustrie

Die bis 2024 zu erforschenden Anlage soll künftig als eine Referenztechnologie für die gesamte Glasbranche wegbereitend sein. Nach erfolgreichem Abschluss des F&E-Pilotprojekts „PLANET 1“ plant die Schott AG darauf aufbauend einen Antrag auf Förderung zum Bau einer ersten überwiegend elektrisch beheizten Schmelzwanne für Aluminosilikatgläser zu stellen.

Andere Projekte dieses Förderprogramms

  • Blick in eine Glasschmelzanlage
    abgeschlossen

    PROSPECT

    Der Glashersteller Schott entwickelt die Umsetzung einer vollelektrischen Schmelzwanne zur treibhausgasarmen Herstellung von Spezialglas für pharmazeutische Anwendungen.

  • Drei glühende Glasflaschen in der Produktion
    laufend

    NextGen Furnace

    Im Projekt baut der Glasproduzent Ardargh Glass eine neuartige Hybrid-Schmelzwanne zur weitgehend treibhausgasfreien Herstellung von Behälterglas.