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Förderprogramm Dekarbonisierung in der Industrie

Eine industrielle Fabrik mit Arbeitern in Schutzkleidung, die an verschiedenen Maschinen und Geräten arbeiten

NextGen Furnace – Treibhausgasarme Hybrid-Schmelzwanne für industrielles Behälterglas

Zuwendungsempfänger: Ardagh Glass GmbH

Projekt: NextGen Furnace – Elektrifizierung des Glasschmelzprozesses von reduzierend geschmolzenen Behältergläsern

Branche: Glasindustrie

Projektart: Anlageninvestition

CO2-Einsparpotenzial: Rund 60 Prozent weniger CO2-Ausstoß pro Tonne Glas

Laufzeit

laufend

15.03.2022 bis 31.07.2024

Verortung

Glaswerk Obernkirchen – Niedersachsen

Fördervolumen

12.375.292,15 €

Die deutsche Glasindustrie setzt auf innovative Klimapfade, die zur Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045 führen sollen. Im Investitionsprojekt „NextGen Furnace“ baut der Glasproduzent Ardagh Glass GmbH eine neuartige Hybrid-Schmelzwanne zur CO2-armen Herstellung von Behälterglas. Durch das Umstellen der konventionellen Fertigung von Erdgas auf einen teilelektrischen Heizbetrieb mit Grünstrom sollen die prozessbedingten Treibhausgasemissionen dauerhaft um 60 Prozent gesenkt werden.

Die Herausforderung: Umstellen fossiler Brennstoffe auf erneuerbare Alternativen

Die Glasindustrie gehört zu den energieintensiven Industriebranchen in Deutschland. Entsprechend groß ist auch der prozessbedingte ⁠Treibhausgasausstoß. Im Jahr 2021 hat die Branche rund 3,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht. Beim Herstellen von Hohlglasbehältern fällt der größte Anteil des Energiebedarfs während des Schmelzprozesses an. In feuerfesten Wannen werden die Glasrohstoffe bei Temperaturen von bis zu 1.600 Grad Celsius aufgeschmolzen. Ardagh stellt in acht deutschen Glaswerken täglich zirka zehn Millionen Glasbehälter für den Einsatz in der Lebensmittel- und Getränkebranche sowie pharmazeutischen Industrie her. Die Wannen werden bisher hauptsächlich mit dem fossilen Energieträger Erdgas befeuert. Dabei werden große Mengen Kohlenstoffdioxid freigesetzt.

Der Anspruch: Hohe Qualitätsanforderungen an Behälterglas

Eine Gebäudeskizze

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Damit diese Treibhausgasemissionen künftig vermieden werden, müssen zentrale Schritte der Glasherstellung – insbesondere der Schmelzprozess – elektrifiziert werden. Das bedeutet: Die bisher genutzten fossilen Brennstoffe werden so weit wie möglich durch erneuerbaren Strom ersetzt. Die besondere Herausforderung liegt dabei in den hohen Anforderungen an die Flexibilität der Anlage im Hinblick auf die Schmelzleistung und Glasfarbenqualität. So sind Verfärbungen und Verunreinigungen des Werkstoffs zu vermeiden. Bislang wurden in der anspruchsvollen Produktion von reduzierend geschmolzenen Behälterglas noch keine elektrisch beheizbaren Wannen im industriellen Maßstab eingesetzt.

Die Innovation: Elektrisch beheizte Schmelzwanne für hochwertige Glasverpackungen

Der Glashersteller Ardagh baut im Laufe des Jahres 2023 eine hybride Pilotanlage zur CO2-armen Herstellung von Glasbehältern. Diese wird anschließend über einen vollen Lebenszyklus erprobt. Im insgesamt rund 30,9 Millionen Euro umfassenden Projekt „NextGen Furnace“ wird dafür eine überwiegend elektrisch beheizte Schmelzwanne errichtet. Die Entwicklungsarbeit wird am Unternehmensstandort im niedersächsischen Obernkirchen geleistet. Die bislang fossil beheizte Anlage wird in Zukunft zu 80 Prozent durch Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Die verbleibenden 20 Prozent der Energiezufuhr werden mittels konventioneller Sauerstoff-Erdgasfeuerung eingebracht. Das Konzept sieht vor, dass Design der Schmelzwanne an die neue Verteilung der Energieträger anzupassen. Die elektrische Energie wird dabei über Elektroden direkt in das flüssige Glasbad eingebracht.

Durch ein Umstellen auf dieses klimafreundliche Verfahren in Kombination mit dem überwiegenden Einsatz recycelter Glasscherben können rund 60 Prozent der CO2-Emissionen gegenüber heute üblichen Schmelzwannen eingespart werden. Die neue Wanne wird pro Tag etwa 350 Tonnen Behälterglas produzieren – hauptsächlich Braunglas, aber auch andere Farben sind möglich.

Portraitfoto Martin Petersson, CEO von Ardagh Glass Packaging Europe
Bis 2030 wollen wir alle Ardagh-Anlagen mit 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien versorgen. Dies und die Investition in die Hybrid-Glaswanne sind deshalb wichtige Schritte auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft der Behälterglasindustrie.
Martin Petersson, CEO von Ardagh Glass Packaging Europe

Die Chance: Wegweisende Technologie für gesamte Glasindustrie

Die bis Mitte 2024 zu erprobende Anlage soll künftig als eine Referenztechnologie für die gesamte Behälterglasindustrie wegbereitend sein. Der erfolgreiche Abschluss des Leuchtturmprojekts „NextGen Furnace“ ist für die Ardagh ein Baustein, um ihre eigenen CO2-Einsparziele bis 2030 und darüber hinaus zu erreichen. Auf Grundlage der Projekterfahrungen werden künftig weitere elektrifizierte Hybrid-Wannen dieser Art errichtet. Der Konzern verfolgt zudem die strategische Beschaffung von Grünstrom und die gezielte Errichtung von erneuerbaren Erzeugungsanlagen. Die schrittweise Umstellung von fossiler Beheizung auf CO2-arme Technologien soll auch bei den anderen von Ardagh weltweit betriebenen 84 Schmelzwannen in Europa, Afrika oder den USA erfolgen.

Förderlogos des BMWK und der Next Generation EU

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