Produktion chemischer Grundstoffe mit hohen Treibhausgasemissionen
Chemische Produkte prägen unseren Alltag. Von Düngemitteln auf unseren Feldern bis zu Leichtbaumaterialien in unseren Autos: Am Beginn unzähliger Wertschöpfungsketten steht die energieintensive Herstellung weniger chemischer Grundstoffe. Ihre Folgeprodukte gelangen in zahlreiche Anwendungsbereiche.
Die energie- und rohstoffintensive Herstellung chemischer Grundstoffe setzt jährlich circa 39,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente frei. Das sind etwa zwei Drittel der Treibhausgasemissionen der gesamten chemisch-pharmazeutischen Industrie und rund 23,6 Prozent der gesamten Industrieemissionen Deutschlands. Davon entsteht ein Großteil der Emissionen energiebedingt, also bei der Verbrennung von Energieträgern (87,1 Prozent) und nur ein Bruchteil prozessbedingt (12,9 Prozent).
Folgende Grundstoffe verursachen während ihrer Produktion besonders hohe Treibhausgasemissionen:
- Ethylen, Propylen sowie die Aromaten Benzol, Toluol und Xylol
- Methanol
- Ammoniak
- Chlor
- Industrieruß
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Neue Verfahren und erneuerbare Rohstoffe für klimaneutrale Produktion
Die chemische Industrie in Deutschland hat ihre Treibhausgasemissionen trotz steigender Produktion von 1990 bis 2022 bereits deutlich reduziert. Um jedoch das Ziel der Treibhausgasneutralität zu erreichen, muss sie neue Produktionsverfahren einführen und erneuerbare Rohstoffquellen erschließen. Zu den wichtigsten Maßnahmen, die CO2-Emissionen verringern, zählen:
- die Umstellung der Wasserstofferzeugung auf Elektrolyseverfahren (grüner Wasserstoff)
- die Steigerung der Energie- und Materialeffizienz
- die ressourceneffiziente Kreislaufführung von Kohlenstoff (zum Beispiel chemisches Recycling, Carbon Capture and Usage – CCU) sowie
- die Elektrifizierung der Prozesswärmeerzeugung (zum Beispiel elektrisch beheizter Steamcracker (Dampfspalter)).
Treibhausgasneutrale Produktion braucht viel erneuerbare Energie
Die Technologien für eine treibhausgasneutrale Chemieindustrie sind weitgehend bekannt und werden intensiv erforscht. Damit sie sich breit durchsetzen, müssen große Mengen erneuerbarer Energien kostengünstig verfügbar sein. Das gilt besonders für Technologien, die CO2 und grünen Wasserstoff als Rohstoffe für chemische Produkte nutzen.
Zudem sind zusätzliche Infrastruktur und branchenübergreifende Kooperationen notwendig. Denn in einer zunehmend treibhausgasneutralen Welt muss CO2 von den verbleibenden Emissionsquellen zu den chemischen Produktionsanlagen gelangen.
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Die KEI Fachforen bringen regelmäßig Branchenexpert*innen der energieintensiven Industrie zusammen.
Klimaneutrale Grundstoffchemie
Drei Fragen an...
Dr. Jörg Unger, BASF
Dr. Jörg Unger spricht über Voraussetzungen, Ansätze und den regulatorischen Rahmen für eine klimafreundliche und wettbewerbsfähige Chemieproduktion in Deutschland und Europa.
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Jürgen F. Ephan spricht über die Rolle des chemischen Recyclings von Kunststoffen für das Erreichen der Treibhausgasneutralität.

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Dr. Indira Dupuis spricht über die Transformation der Chemiebranche als Chance zur Steigerung der Attraktivität von Arbeitsplätzen.
Geförderte Projekte
Clean Carbon Black – Research and Development
Orion Engineered Carbons arbeitet an einer klimafreundlichen Erzeugung von Industrieruß, sogenanntem Carbon Black, aus Altreifen.

eFurnace
Der Chemiekonzern BASF baut die weltweit erste Demonstrationsanlage für elektrisch beheizte Spaltöfen eines Steamcrackers.
Weitere Praxisbeispiele

ICO2Chem
Industrielle CO2-Ströme für die Herstellung langkettiger Kohlenwasserstoffe (Öle und Wachse)

ChemCycling
Chemisches Recycling von Kunststoffabfällen