Der Keramik-Hersteller Rauschert und das Unternehmen Spezialglas Piesau entwickeln innovative Verfahren zur klimafreundlichen Industrieproduktion. Ihre Dekarbonisierungsprojekte werden über das vom KEI betreute Förderprogramm unterstützt.
Der Startschuss für die nachhaltigen Technologieprojekte ist am Montag, 26. August 2024, im Beisein von Vertreter*innen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und des Kompetenzzentrums Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) in Bayern gefallen. Dort hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Förderbescheide an die Traditionsfirmen übergeben. Rauschert erhielt zunächst in Pressig für das Projekt „CONSINTEC“ rund 3,83 Millionen Euro zur CO2-armen Keramikherstellung. Für ihre Vorhaben „Glass4FutureInvest“ und „Glass4FutureEE“ zur klimafreundlichen Glasproduktion sind anschließend insgesamt knapp 15 Millionen Euro an Spezialglas Piesau in Kleintettau ausgereicht worden. Alle drei Projekte werden aus dem vom KEI betreuten Programm „Dekarbonisierung in der Industrie“ gefördert, indem auch Mittel des EU-Fonds „NextGenerationEU“ genutzt werden.
Vizekanzler Habeck würdigte anlässlich seines Besuchs die Vorreiterrolle der Leuchtturmprojekte: „Um möglichst viel erneuerbare Energie selbst zu erzeugen und diese für industrielle Prozesse zu nutzen, braucht es Pionierarbeit, Mut und auch Investitionen um voranzugehen. Nur so können innovative und nachhaltige Technologien entwickelt werden, die den Markt voranbringen und möglicherweise in wenigen Jahren Standard werden.“
Modellcharakter für die gesamte Keramikbranche
Das CONSINTEC-Projekt zielt in den kommenden drei Jahren drauf ab, den Gasverbrauch und damit den CO2-Ausstoß bei der Herstellung von Technischer Keramik um bis zu 60 Prozent zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, forscht die Firma Rauschert gemeinsam mit der Universität Bayreuth an einer CO2-neutralen und erdgasunabhängigen Technik unter Verwendung von regenerativer Energie. Dazu wird nun eine Versuchsanlage für den elektrischen Betrieb von speziellen Sinteröfen im thüringischen Heinersdorf errichtet. Die Ergebnisse des Förderprojektes schaffen die Grundlage für eine anschließende Umsetzung im industriellen Maßstab und sind für die gesamte Branche modellhaft.
Neue Technologie für klimafreundliche Glasschmelze
Neben der Keramik- gehört auch die Glasindustrie zu den energieintensivsten Branchen in Deutschland. Um Glas künftig CO2-arm herzustellen, investiert die SP Spezialglas Piesau GmbH am gleichnamigen Standort in Thüringen in eine innovative Glasschmelzwanne. Das Tochterunternehmen der Heinz-Glas Gruppe plant zudem, nachgelagerte Komponenten durch klimafreundliche Alternativen zu ersetzen. Die vollelektrisch beheizte Anlage soll künftig 90 Tonnen Glas am Tag produzieren können. Die Transformation führt zu einer jährlichen Vermeidung von bis zu 6.250 Tonnen an CO2. Auch hier soll der erfolgreiche Projektabschluss zur Dekarbonisierung gesamten Glasbranche beitragen.
Neue BIK-Förderrichtlinie startet im September
Das Erreichen der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 ist für die emissionsintensive Industrie eine große Herausforderung. Zur Beschleunigung unterstützt das BMWK daher zielgerichtet innovative Transformationsprojekte. Das bisherige Förderprogramm „Dekarbonisierung in der Industrie“ geht im September 2024 in der neuen „Bundesförderung Industrie und Klimaschutz (BIK)“ auf.